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Goethe-Institut Weimar

Ehemalige Schauspieler des Deutschen Theaters als Ehrengäste bei der Verleihung in Weimar

B. Atabayev
Bolat Atabayev ist ein großer Theatermann Kasachstans. Seit über 30 Jahren beschreitet der Mitbegründer des Deutschen Theaters in Almaty unerschrocken einen nicht ungefährlichen Weg innerhalb der kasachischen Kulturlandschaft.

Mit der Goethe-Medaille will das Goethe-Institut nicht nur seine Verdienste um die deutsch-kasachischen Theaterbeziehungen anerkennen, sondern Bolat Atabayev auch als einen mutigen Kämpfer für demokratische Strukturen ehren.

Bolat Atabayev liegen die Angelegenheiten der deutschen Minderheit seit jeher am Herzen und als Mitbegründer des Deutschen Theaters in Kasachstan thematisierte er deren Schicksal, noch zu Zeiten, als Deutschstämmige in der Sowjetunion mit Tabus behaftet waren. Während seiner Deutschlandaufenthalte baute er Kontakte auf, die er bis heute pflegt; etwa zum Leiter des Theaters an der Ruhr Roberto Ciulli, zum Dramatiker Volker Schmidt und zum Filmregisseur Volker Schlöndorff.

Atabayev setzt sich über die in Kasachstan noch stark verankerten konservativen Bühnentraditionen hinweg und geht dabei oft eine Gratwanderung ein - auch thematisch. Er zeigt sich in seinem künstlerischen Schaffen als offener, kritischer Gegner der herrschenden Verhältnisse, so behandelt er etwa Tabuthemen wie den Genozid an den Wolgadeutschen in Kasachstan in seinen Stücken. Mit seiner unkonventionellen Bühnenarbeit und seinem freien Stil zeige er Mut, Neues zu schaffen, so die Begründung der Auswahlkommission zur Verleihung der Goethe-Medaille.

„Meine Theateraufführungen stärken das Immunsystem der Gesellschaft. Die Menschen müssen sich selbst heilen gegen die Amoralität.



Biographie

Bolat Atabayev wurde 1952 in Kasachstan im Gebiet Taldykorgan geboren. Dort wurden zu Sowjetzeiten Familien der deutschen Minderheit zwangsange¬siedelt. So kam Atabayev früh in Kontakt mit der deutschen Sprache und Kultur. Atabayev studierte Germanistik an der Weltsprachenuniversität in Almaty und war dort anschließend zwei Jahre als Dozent tätig. Er machte 1983 seinen Abschluss an der Hochschule für Theater und Kunst in Almaty.

In den 80er-Jahren gehörte Atabayev zu den Mitbegründern des Deutschen Theaters in Temirtau und war bis 1991 als Regisseur dieses Minderheitentheaters tätig, das Anfang der 90er-Jahre nach Almaty umzog. Es folgten Theateraufenthalte in Deutschland, bei denen er neue Impulse für seine Arbeit erhielt. Von 1991 bis 2000 war Atabayev Regisseur am Kasachischen Auezov-Theater.

Bis 2003 war Atabayev Dozent an der Kasachischen Nationalen Akademie für Künste Almaty und von 2004 bis 2007 Chefregisseur im Deutschen Theater Almaty. Seit 2005 ist er Regisseur und Leiter seines eigenen Theaters Aksarai, das er zusammen mit seinen Theaterstudenten gründete. Im Juni 2012 wurde Bolat Atabayev wegen „Anstiftung zu sozialer Unruhe" verhaftet, weil er Ende 2011 für streikende Ölarbeiter in der Stadt Schanaosen öffentlich Partei ergriffen hatte. Die Verhaftung hatte deutschlandweit Proteste ausgelöst. Anfang Juli 2012 wurde Bolat Atabayev aus der Untersuchungshaft entlassen. (aus dem Programm der Verleihung)